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Schlömilch, Oskar


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Oskar Schlömilch Mathematiker (aus Wikipedia)

Oskar Schlömilch; Oscar Xaver Schlömilch

(* 13.April 1823 in Weimar, † 7.Februar 1901 in Dresden)

Inhaltsverzeichnis

1 Leben

Oscar Xaver Schlömilch wurde am 13. April 1823 in Weimar geboren. Sein Vater war Kammermusiker am Hof des Großherzogs von Sachsen-Weimar-Eisenach. Schlömilch besuchte das Weimarer Gymnasium und bezog sechzehnjährig die Universität Jena. Er hörte und experimentierte bei dem bekannten Chemiker Johann Wolfgang Döbereiner (1780-1849) und lernte Logik, Psychologie, mathematische Naturphilosophie, Physik und endliche Analysis bei Jakob Friedrich Fries (1773-1843). Nach drei Semestern setzte er das Studium an der Universität Berlin bei den Mathematikern Jakob Steiner (1796-1863) und Gustav Lejeune Dirichlet (1805-1859) fort, die seine wissenschaftliche Entwicklung nachhaltig prägten. Nach einem abschließenden Semester in Wien promovierte er 1842 an der Universität Jena bei Jakob Friedrich Fries mit einer Arbeit über die Anziehung der Sphäroide; 1844 habilitierte er sich und 1846 wurde er außerordentlicher Professor. Schlömilch las über „Theorie bestimmter Integrale“, „Analytische Mechanik“, „Algebraische Analysis“, „Wahrscheinlichkeitstheorie“ und „Geschichte der Mathematik“. Da sich für ihn an der Universität Jena derzeit keine (bezahlte) Lebensstellung bot, nahm er – unter Beibehaltung der venia legendi für Jena – eine Stelle als Mathematiklehrer am neubegründeten Eisenacher Realgymnasium an. Aus dem Unterricht am Realgymnasium heraus entstand sein Lehrbuch „Einführung in die Geometrie des Maaßes“, dessen erster Teil 1849 erschien. Zum 1. September 1849 ging er als Professor der Mathematik an die Technische Bildungsanstalt Dresden. An deren stetiger Aufwärtsentwicklung – 1851: Polytechnische Schule, 1875: Polytechnikum – hatte er bis 1874 wesentlichen Anteil. Direktor der Polytechnischen Schule war von 1851 bis 1873 Julius Ambrosius Hülsse (1812-1876).
Bereits im Jahre 1850 wurde Schlömilch zum Mitglied der Kgl. Sächsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig gewählt, der jetzigen Sächsischen Akademie der Wissenschaften. Mehrere in Dresden an ihn ergangene Rufe an in- und ausländische Universitäten und Hochschulen lehnte er ab. Schlömilch war als wissenschaftlicher Autor außerordentlich produktiv. Neben den Büchern – meist vielfach aufgelegt und auch in fremde Sprachen übersetzt – publizierte er über 300 weitere Schriften. Viele davon erschienen in der „Schlömilchschen Zeitschrift“, wie die 1855 von ihm und dem Teubner-Verlag in Leipzig begründete „Zeitschrift für Mathematik und Physik“ oft genannt wurde. Das Gebiet der Mathematik, in dem Schlömilch forschte und lehrte, wurde duch die Ideenkreise Augustin-Louis Cauchys (1789-1857), Dirichlets und Steiners bestimmt. (Den späteren Wandel in der Mathematik hat Schlömilch nicht mehr mitvollzogen.) Bestimmte Integrale und Integralrelationen waren seit seiner Jugend Gegenstand seiner Arbeiten. Seine Schriften über die Entwicklung des Logarithmus der Gammafunktion, die Ableitung der Legendreschen Relation in der Theorie der elliptischen Funktionen u. a. haben die betreffenden Theorien wesentlich vereinfacht und gefördert. Schlömilch beschäftigte sich mit dem Integrallogarithmus, den Gauß in der Zahlentheorie verwertete, und führte selber die ähnlich gebauten Integralsinus und Integralcosinus in die Analysis ein. Sein Interesse galt den Reihenentwicklungen und ihren Restgliedern, den höheren Differentialquotienten, den Bernoullischen Zahlen, der näherungsweisen Quadratur und der Theorie der Differenzen und Summen. Hinzu kamen Probleme aus der analytischen Mechanik. Als Professor an einer Polytechnischen Schule beharrte er auf dem, so schätzte Martin Krause (1851-1920), einer seiner Lehrstuhlnachfolger, ein, „was bei der Lösung mechanischer und physikalischer Probleme hauptsächlich zur Anwendung kommt“.
Schlömilch lehrte nur bis 1874, doch sogar bis in die 90er Jahre des 19. Jahrhunderts war das analytische Rüstzeug der Geodäsie, der technischen Mechanik, der Elektrotechnik und der Thermodynamik im wesentlichen das, was auch in den Schlömilchschen Lehrbüchern der Analysis enthalten war. Oscar Schlömilchs Vorlesungen waren mitreißend und hinterließen – wie Äußerungen seiner früheren Studenten belegen – einen unauslöschlichen Eindruck. Er vertrat die Auffassung: „Die strengsten Methoden sind, richtig dargestellt, immer die natürlichsten und kürzesten.“ Nach seiner Überzeugung hatte sich der Unterricht an den technischen Schulen von „unfruchtbaren philosophischen Redensarten, wie von einer möglichst eiligen praktischen Abrichtung“ gleichweit entfernt zu halten, ohne deswegen seine fortwährende Verbindung mit der Praxis zu opfern. Als 1862 an der Polytechnischen Schule Dresden die – schon seit 1828 praktizierte – Lehrerausbildung institutionalisiert wurde, übernahm Oscar Schlömilch die Leitung der neugegründeten „Lehrerabteilung“, bestimmt für diejenigen unter den Studierenden, die sich dem „Lehrfache im Bereiche der Mathematik, der Naturwissenschaften und der Technik zu widmen gedenken“. Bei dem Studium in der Lehrerabteilung wurde großes Gewicht auf die Anschauung und die Anwendungen gelegt, ohne dass die reine Mathematik zurücktrat. Die Studierenden hörten Vorlesungen über analytische Geometrie und höhere Analysis – eingeschlossen Differentialgleichungen -, Reihenlehre, doppelt periodische Funktionen, Projektionslehre, Mechanik, Geodäsie. Bereits 1862 wurde mit Arwed Fuhrmann (1840-1907), Absolvent der Dresdner Einrichtung und später Mathematikprofessor an ihr, ein „Assistent für Mathematik und Geodäsie“ eingestellt; für die Mathematik war das einer der frühesten Assistenten im deutschen Hochschulwesen überhaupt. Im Stundenplan der künftigen Lehrer nahmen aber auch die theoretische und praktische Chemie einen breiten Raum ein. Hinzu kamen Vorlesungen von allgemeinbildendem Charakter, so Literaturgeschichte im ersten und zweiten Jahr und Volkswirtschaftslehre und Philosophische Propädeutik im dritten und letzten Jahr des Fachstudiums. In den 60er Jahren fand sich in Dresden also bereits das, was im Deutschland der 90er Jahre des 19. Jahrhunderts dann als für die höhere Lehrerbildung unumgänglich aufs Tapet kam – die Aufnahme der angewandten Mathematik in das Ausbildungsprogramm, die zunächst nur Technische Mechanik, Geodäsie und Darstellende Geometrie umfasste.
Schlömilch gehörte zu den Dresdner Mathematikern, die weit über ihre eigene Wissenschaft hinaussahen – nicht nur in den naturwissenschaftlich-technischen Bereich, sondern auch in die Kulturwissenschaften hinein. Seit 1853 hielten die Lehrkräfte der Polytechnischen Schule öffentliche Vorträge zugunsten des von ihnen neu begründeten Stipendienfonds, der begabten Schülern die Promotion an einer Universität ermöglichen sollte. Schlömilch beteiligte sich mehrfach mit philosophischen Themen an den Vortragsreihen. So sprach er 1855 „Über die Philosophie Kants und seiner Nachfolger“, 1856 „Über die Materialisten der Vergangenheit und Gegenwart“ und 1864 zu „Pythagoras, ein Lebensbild“. Seit 1866 arbeitete Oscar Schlömilch aktiv in der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft „Isis“ in Dresden mit; für das Jahr 1867 wurde er als ihr Vorsitzender gewählt, und im Jahr darauf (1868) übernahm er die Leitung der „Sektion für Mathematik, Physik und Chemie“ der „Isis“. Allein 1866/1867 trug Schlömilch fünfmal in Hauptversammlungen der „Isis“ vor, darunter dreimal zu historisch-philosophischen Themen. 1871 hielt Schlömilch die Festrede zum 25-jährigen Jubiläum des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins, in der er anregend über die Bedeutung des Stiles im Ingenieurbau sprach.
1874 verließ Oscar Schlömilch die Polytechnische Schule und gab seine Lehrtätigkeit auf; er wurde als Referent für das Realschulwesen im Kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts berufen. In dieser Funktion wirkte er bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand im Jahre 1885. Das erste Gesetz für sächsische Realschulen – bisher gab es nur Regulative – bereitete er in seiner neuen Stellung mit vor; es wurde am 22.8.1876 erlassen. Der Lehrplan für das Fach Mathematik war von Schlömilch entworfen worden. Auch an dem am 15.12.1884 neu erlassenen Gesetz für die sächsischen Realschulen war Schlömilch wesentlich beteiligt. Mit diesem Gesetz wurde, längst überfällig, auch in Sachsen die Vorherrschaft der gymnasialen Bildung gebrochen.
Als Oscar Schlömilch am 7. Februar 1901 in Dresden starb, hatte er sich bereits seit 16 Jahren im Ruhestand befunden, und es war mehr als ein Vierteljahrhundert her, dass er sich von seinem Professorenamt verabschiedet hatte. Trotzdem war er sehr bekannt, ja populär. Das ist kein Wunder, wurden doch seine Lehrbücher immer wieder neu aufgelegt, und die Schlömilch´schen Logarithmentafeln kannte jeder höhere Schüler. Der Verband Sächsischer Ingenieure und Architekten zählte ihn seit Jahren unter seinen Ehrenmitgliedern. Im Verband Sächsischer Realschullehrer war er aktiv. Und so gab es Nachrufe von allen Seiten, sogar von der Gartenlaube, dem beliebten bürgerlichen Familienblatt.

2 Ehrungen

3 Einige Bücher von Schlömilch

4 Logarithmentafeln

 siehe unten

5 Literatur

  

6 Weblinks

 

7 Sonstiges

Alle Rechte bei der Verfasserin: Dr. Waltraud Voss, Uni Dresden

Seite eröffnet von: Klaus Kühn 18:32, 26. Feb 2011 (CET)

 

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